Mobilität und Infrastruktur
Infrastruktur, Verkehrsnetze und der Privatverkehr haben einen enormen Einfluss darauf, wie unsere Städte aufgebaut sind und wie sie funktionieren. Die autogerechten Städte der Nachkriegszeit erfahren momentan eine Metamorphose. Die Bedeutung des Automobils als Statussymbol sinkt. Statt autogerecht sollen Städte nun menschen- und umweltgerecht sein. Gleichzeitig zum Imagewechsel und zu den veränderten Mobilitätsbedürfnissen findet ein Technologiewechsel statt. Unternehmen der Kommunikationstechnologie, Hightechunternehmen und Mobilitätsdienstleister arbeiten gemeinsam daran, Pkws und andere Verkehrsmittel über das Internet und WLAN-Kommunikation intelligent miteinander zu vernetzen und zu steuern. Autonomes Fahren, E-Mobilität, Car-Sharing oder App-basierte Servicemodelle können langfristig zur verkehrstechnischen Entlastung der Städte beitragen. Neue öffentliche Verkehrskonzepte werden weiterhin dazu führen, dass der Flächenbedarf des Automobils im urbanen Stadtraum abnehmen wird. Ob Parkraum, Straßen, Freiflächen oder Fußwege – Platz ist Mangelware in verdichteten Städten. Hier gilt es, die unterschiedlichen Interessen der verschiedenen Nutzergruppen zu vereinen. Die Digitalisierung der Mobilität wird – je nachdem, in welchem Maße sich die Trends durchsetzen – direkten Einfluss auf den Städtebau, die Infrastruktur und auch die Architektur haben.
Neue Konzepte für den Wohnungsbau
Den sehr stark unter Druck geratenen städtischen Wohnungsbau zu fördern, ist eine der Bestrebungen von Politik, Wirtschaft und Planern. Die gesamte Baubranche ist momentan dazu aufgerufen, innovative – und besonders finanzierbare – Wohn- und Lebensräume für alle unterschiedlichen Bewohnergruppen zu schaffen. Zukunftsorientierte Lösungen versprechen dabei besonders Konzepte für größere Strukturen, sprich für Mehrfamilienobjekte und den Geschosswohnungsbau. Das suburbane Einfamilienhaus wird nach und nach zum Auslaufmodell. Seine Nachteile liegen in dem hohen Flächenverbrauch und den damit verbundenen Kosten, der hohen Zersiedlung der Ortschaften sowie der sozialen Entmischung. Auch aus Umwelt- und Energieaspekten spricht vieles gegen das Einfamilienhauskonzept, das energetisch als Einzelkämpfer nicht die Möglichkeiten von Geschosswohnungsbauten oder sogar ganzen Quartieren erreichen kann, die beispielsweise im Verbund ihre benötigte Energie sogar bereits selbst vor Ort produzieren können. Auch der höchste Wohnstandard liegt für viele nicht mehr im Eigenheim. Die gemeinschaftliche Nutzung von Flächen und Dienstleistungen überwiegt gegenüber dem Wunsch der Abschottung. Partizipative Sonderformen wie Baugruppen- oder Selbstbauprojekte sowie die gesteigerte Integration des Bewohners in den Planungsprozess zeigen neue Ausprägungen einer urbanen Wohnkultur.
Sharing als gesellschaftlicher Trend
Das Teilen von Konsumgütern hat sich als Gegenbewegung zum unkontrollierten Konsum, zur Wohlstands- und Wegwerfgesellschaft entwickelt. Unterstützt durch die Möglichkeiten der Vernetzung durch das Internet und die schnelle und unkomplizierten Art der Kommunikation auch mit Fremden wird es möglich, Dinge zu leihen, statt sie zu kaufen. Die Bedeutung von Besitz verändert sich und auch das Vertrauen in die Gemeinschaft ist wieder gestiegen. Was vor wenigen Jahren als Subkultur begonnen hat, hat sich mittlerweile zu einer globalen Bewegung der westlichen Welt entwickelt. Wohlstand definiert sich nicht mehr ausschließlich durch Besitz, sondern durch Teilhabe. Dieser Trend hat auch Auswirkungen darauf, wie wir in Zukunft arbeiten und leben werden. Die Menschen in den Städten haben erkannt, dass es für sie einfacher und lukrativer ist, Räumlichkeiten für verschiedene Nutzungen zu teilen. Vielen geht es um Zugang und Teilhabe statt um Besitz, ob auf der Ebene der Wohnung, des Gebäudes oder des Stadtquartiers. Diese neue Gesellschaftskultur fordert auch eine neue Wohn-, Stadt- und Planungskultur.